Auf welche Energieträger sind Sie angewiesen?

Mein Unternehmen, die GKS Gerloff Spedition, ist in erster Linie auf fossile Energieträger angewiesen. Damit unsere LKW-Flotte unterwegs sein kann und somit die Versorgungssicherheit in unserem Land aufrechterhalten wird, benötigen wir täglich eine große Menge an Dieselkraftstoff.

Wie viele andere Unternehmen benötigen wir Heizöl und Strom für die Versorgung unseres Bürogebäudes sowie einer KFZ-Werkstatt mit zwei Werkhallen. Zudem werden mittlerweile zahlreiche PKW in unserem Unternehmen mit elektrischer Energieangetrieben.

Spielt Gas eine Rolle im Betrieb? Wenn ja, in welchen Bereichen?

Wir haben zum Glück in der Vergangenheit auf eine Anschaffung von gasbetriebenen LKW verzichtet. Aus unserer Sicht brachte dies nie einen nennenswerten ökologischen Mehrwert und deshalb warten wir händeringend auf eine serienreife Wasserstofftechnik.

Dennoch ist unsere Branche indirekt unheimlich stark von einer zuverlässigen Gasversorgung abhängig und diesen Zusammenhang möchte ich gern erklären:

Damit die hochmodernen Euro-6-Motoren in unseren Fahrzeugen arbeiten können, verbrauchen sie nicht nur Diesel sondern zur Abgasaufbereitung auch AdBlue. Diese synthetische Harnstofflösung entsteht als „Abfallprodukt“ bei der Stickstoffgewinnung und für diesen Prozess sind große Mengen an Erdgaserforderlich. Für einen Liter AdBlue wird ungefähr ein Kilogramm Erdgas benötigt. Unser Unternehmen verbraucht bereits in einer Arbeitswoche ca. 5.000 Liter AdBlue und wir beziehen diesen für uns so wichtigen Rohstoff aus einem namhaften Stickstoffwerk im nahegelegenen Piesteritz.
Sollte im schlimmsten Fall die Produktion durch eine mangelnde Gasversorgung in diesem Chemiewerk zum Erliegen kommen, dann rollt in kürzester Zeit auch in unserem Unternehmen kein Rad mehr! Übrigens sind in den meisten Fällen beispielsweise auch Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge auf AdBlue angewiesen.

Gibt es derzeit Schwierigkeiten/Probleme mit der Energieversorgung? Wenn ja, bei welchen Energieträgern? Wie wirken sich diese konkret aus? Gibt es Alternativen?

Aktuell merken wir noch keine direkten Schwierigkeiten bei der Energieversorgung. Allerdings treiben die Sorgen und Ängste über drohende Engpässe bereits massiv die Preise in allen Bereichen nach oben. Dies sorgt sicher in vielen Unternehmen für eine wirtschaftlich angespannte Lage.

Probleme waren jedoch bereits bei der Versorgung mit dem von mir angesprochen AdBlue zu beobachten. Kommt es hier zu einer Unterversorgung, dann wird es mit Sicherheit am Markt schnell hektisch und die Auswirkungen wären weitreichend. Eventuell sollte hier über eine Abschalttechnik dieser Euro-6-Technik im Notfall nachgedacht werden. Die Fahrzeuge hätten dann vorübergehend zwar eine schlechtere Abgasnorm, aber sie würden zumindest störungsfrei funktionieren.

Ein Verzicht auf fossile Energieträger wie Diesel ist im Nutzfahrzeugbereich derzeit leider noch nicht möglich. Aus diesem Grund muss unbedingt und mit voller Kraft am Antrieb mit grünem Wasserstoff gearbeitet werden!

Gibt es bereits konkrete Auswirkungen wegen Problemen bei der Energieversorgung im Betrieb? Wenn ja, welche und wie reagiert der Betrieb darauf?

Konkrete Auswirkungen sind zur Zeit die enormen Preissteigerungen im Bereich der Energieversorgung. Bedauerlicherweise sind wir dazu gezwungen diese Preissprünge möglichst zeitnah entlang der Lieferkette weiter zugeben. Am Ende steht hier leider wie so oft der Endverbraucher. Dies spiegelt aktuell auch unsere hohe Inflationsrate wieder.

Wie bereitet sich der Betrieb auf eventuelle, kommende Probleme bezüglich der Energieversorgung vor?

Obwohl wir das Problem deutlich vor Augen haben, gibt es für unsere Branche leider derzeit keine konkreten Alternativen. Deshalb hoffen wir sehr, dass die Situation nicht weiter eskaliert und wir versuchen zunächst bestmöglich auf Sicht zu fahren. Dies ist eine schwierige Situation für uns alle!

Vielen Dank Herr Gerloff und Ihnen bei der Bewältigung der bevorstehenden Herausforderungen viel Erfolg!