Für mehr „Bock auf den Bock“

Warum sich ein junger Unternehmer aus Schwanebeck gegen schlechtes Trucker-Image wehrt

Die GKS Gerloff-Spedition ist ein leistungsstarkes und innovatives Unternehmen. Der Familienbetrieb mit Sitz in Schwanebeck scheut den Blick in die Zukunft nicht und setzt sich gerade deshalb für eine Aufwertung des Kraftfahrer-Berufes ein.

Schwanebeck: Der junge Mann ist gerade 30 und schon seit sieben Jahren als Führungskraft in einem Geschäft erfolgreich tätig, für das Thomas Gerloff regelrecht brennt. In dritter Generation führt er an der Seite seines Vaters Klaus-Peter Gerloff und des Dispositionsleiters Christian Strümpel die Geschicke der GKS Gerloff-Spetition mit Sitz in Schwanebeck.

Bei aller Euphorie für seinen verantwortungsvollen Job, quälen den Verkehrsingenieur doch arge Sorgen. „Du findest heute keinen mehr, der Berufskraftfahrer lernen will“, sagt Thomas Gerloff. Keiner habe mehr Bock auf den Bock, fügt er in der Fahrersprache hinzu und nennt die Gründe: „Zum einen streben viele Jugendliche nach Abschluss der Schule statt einer Berufsausbildung ein Studium an. Zum anderen schreckt sie das leider weit verbreitete schlechte Image des Lkw-Fahrers ab.“ Und zu allerletzt, gebe es das Fernweh nicht mehr. „So steht nicht nur dem Trucker, wie es einst wohl in der Tat war, die ganze Welt offen. Für 20 Euro reist du heute mit dem Fernbus mal schnell nach Paris“, sagt Thomas Gerloff.

Verhehlen, dass es die schlechten Bedingungen für Fahrer gebe, möchte er nicht. Er habe gerade während seiner Studiumszeit an der TU Dresden oft als Fahrer ausgeholfen und erlebt, wie mies es in der Branche zugehen kann. Kollegen anderer Unternehmen beklagten sich über schlechte Bezahlung, Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Lenk- und Ruhezeiten, über ungeregelte Arbeitszeiten und die elende Parkplatznot. Gegen all diese Gründe anzukommen, sei schwierig. „doch wir kämpfen dagegen an“, betont der Juniorchef. So werden bereits regelmäßig Kinder auf das Betriebsgelände in Schwanebeck eingeladen, um ihnen die Vielfalt der Branche vorzustellen. „Ich gehe regelmäßig in Schulen und werbe händeringend für Nachwuchs“, sagt Thomas Gerloff und gibt kleinlaut zu: „Von Jahr zu Jahr mit mäßigem Erfolg.“

Dabei habe sich das Trucker-Image bei der Gerloff- Unternehmensgruppe, zu der neben der GKS-Spedition auch die Krage-Gerloff-Logistik gehört, längst gewandelt. „Es ist Quatsch, dass unsere Leute oft lange weg von Zuhause sind, ihre Wäsche vielleicht noch am Scheibenwischer trocknen müssen.“ Der Verdienst sei gut, Arbeitsbekleidung und Qualifizierungsmöglichkeiten seien selbstverständlich. Der Job sei abwechslungsreich und verantwortungsvoll. „Und die meisten unserer insgesamt etwa 350 Fahrer sind jeden Tag wieder zu Hause.“ Hinzu komme, dass die Mitarbeiter mit Lastern unterwegs seien, die mit moderner Bordcomputertechnik ausgestattet seien. Deshalb sei aus Sicht von Thomas Gerloff der Beruf für technikaffine junge Menschen durch aus interessant. „Die Jungs können quasi im rollenden Office ihre Musik herunterladen und auf Tour mit ihren Kumpels in Verbindung bleiben.“ Die echten Trucker unter den Kollegen würden auch einen Lampenbügel oder eine ordentliche Hupe für den Lkw bekommen, „denn es gibt sie noch“, sagt Thomas Gerloff, der hin und wieder zu den Trucker-Treffs mit fahre.

Der Wandel im Berufsfeld spiegelt sich auch im Familienbetrieb, der 1951 gegründet wurde, wieder. Die Gerloff-Gruppe, zu der auch eine Lkw-Werkstatt gehört, zählt zu den leistungsstarken und innovativen Speditions- und Logistikunternehmen. Bei den Spezialisierungen auf vorwiegend nationaler Ebene „setzen wir als Dienstleiter nicht auf Masse, sondern Qualität“, betont Thomas Gerloff. Als moderner Logistiker sorge das Schwanebecker Unternehmen dafür, dass Produktions- und Handelsgüter pünktlich die Kunden erreichen, Liefertermine eingehalten werden und bestellte Ware rechtzeitig aus der Versandhalle im Vorharz zum Zielort gelangt. „Wir sorgen letztendlich mit dafür, dass Ladenregale in den Märkten immer gut gefüllt sind und es in Produktionswerken der Industrie nicht zum Bandstillstand kommt, weil beispielsweise Zulieferteile fehlen“, beschreibt Gerloff den Ablauf seiner Transportdienstleistungen.

In dieser Hinsicht sei die Nachfrage in Deutschland steigend. „Immer mehr Leute bestellen doch online, also wird noch mehr Ware von A noch B transportiert werden müssen“, sagt der Juniorchef und schlussfolgert: Somit werden mehr Fahrer benötigt, junge Leute, die wieder Bock auf den Bock haben.

von Regina Urbat