Erst Corona, jetzt die durch den Krieg in der Ukraine bedingt hohen Spritpreise. Thomas Gerloff, Geschäftsführer der Gerloff Spedition Schwanebeck, ist am Verzweifeln. „Wir kämpfen immer noch mit einem coronabedingt erhöhten Krankenstand und können teilweise Fahrzeuge nicht besetzen. Jetzt trifft uns der auch noch der enorme Kostenanstieg beim Diesel.“

Trotz ihrer 71 Jahre ist die Gerloff Spedition ein modern und jungaufgestelltes Unternehmen. Dafür steht nicht zuletzt an der Firmen-Spitze der erst 33 Jahre junge Geschäftsführer Thomas Gerloff, der den Familienbetrieb in dritter Generation führt. Nach dem Abitur am Käthe-Kollwitz-Gymnasium Halberstadt studierte er an der TU Dresden und arbeitet seit nunmehr zehn Jahren im Unternehmen.

Die Fahrzeugflotte des Traditionsunternehmens legt im Jahr immerhin etwa 18 Millionen Kilometer zurück. Wenn dann der Literpreis Diesel plötzlich von einem Tag zum anderen um bis zu 65 Cent in die Höhe schnellt, dann schießen die damit verbundenen Mehrkosten für die Firma rasant durch die Decke, bestätigt Thomas Gerloff. Der Geschäftsführer denkt aber auch daran, dass seine Mitarbeiter, mitunter längere Wege mit dem eigenen Pkw zur Arbeit in Kauf nehmen müssen.

„Die Menschen haben ja privat auch mit den inflationsbedingten finanziellen Lücken im Leben zu kämpfen.“

Auf dem Firmengelände in Schwanebeck existiert zwar eine eigene Tankstelle. Die Preise dort würden sich jedoch von denen an der normalen Tankstelle nicht sonderlich unterscheiden. Der einzige Unterschied ist, dass man bei einer Firmenflotte die Mehrwertsteuer vernachlässigen kann (das ist bei allen Speditionen so).

„Vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine haben wir einen Literpreis von etwa 1,20 bis 1,25 Euro (netto) gehabt. Jetzt sind es 60 bis 65 Cent mehr“, informiert Thomas Gerloff. Der Tank eines großen Lkw würde zwischen 1000 bis 1200 Liter Diesel fassen. Die Mehrkosten betragen damit für nur ein Fahrzeug zwischen 600 und 780 Euro, rechnet der Spediteur vor. Allein die Flotte seines eigenen Unternehmens umfasst derzeit 80 Lkw. Die zweite auf dem Areal ansässige Firma, die Krage & Gerloff Logistik mit den geschäftsführenden Gesellschaftern Sebastian und Stefan Gerloff, unterhält eine Flotte von weit über 100 Fahrzeugen. Beide gehören damit in Sachsen-Anhalt zu den größeren Speditionen. „Die firmeneigene Tankstelle versorgt diese Flotte täglich mit etwa 30.000 Liter Kraftstoff“, so der Geschäftsführer.

Der Reigen der Kostenerhöhungen würde sich bei Ad-Blue fortsetzen. Die flüssige Harnstofflösung wird bei modernen Dieselmotoren zur Reduzierung der Stickoxidemission eingesetzt. Der Literpreis habe sich mehr als verdreifacht. Ein Lkw verbraucht pro 100 Kilometer zurückgelegter Strecke davon ca. zwei Liter. Pro Woche würden die gesamte Flotte fast 5000 Liter Ad-Blue benötigen. Das Unternehmen muss sich jedoch nicht nur mit den hohen Energiekosten auseinandersetzen. Der Preisanstieg setzt sich bei den Ersatzteilen für die Lkw-Flotte fort.

„Es gibt Firmen, für die ist das zusammengenommen existenzbedrohend. Für uns ist das ebenfalls eine enorme Mehrbelastung, wir kommen damit jedoch zurecht, weil wir verantwortungsvoll gewirtschaftet haben und die Firma dadurch gesund ist. Unser Problem ist, dass die Mehrkosten bei uns sofort präsent sind. Wir können sie erst angesichts von bestehenden Verträgen und Absprachen mit Verzögerung an unsere Kunden weitergeben“,
berichtet Thomas Gerloff.

Das bedeutet, die Spedition muss erst einmal in Vorleistung gehen.

Fakt ist aber, das Unternehmen ist dazu gezwungen diese Mehrkosten auf die Beförderungskosten umzulegen. Man stünde mit den Kunden daher in engem Kontakt. Damit verteuern sich dann in Folge natürlich wiederum die transportierten Güter. „Die Inflation schlägt damit bis zum Endverbraucher durch“, stellt der Firmenchef fest. Die Gerloff Spedition transportiert vor allem national und weniger international unter anderem Material für die Stahl-Industrie, Papier, Lebensmittel, Industriegüter und vieles mehr.

Eine besondere Fürsorgepflicht habe die Gerloff Spedition für ihre 165 Mitarbeiter, die ebenfalls von den hohen Energiekosten getroffen werden, betont Thomas Gerloff.

„Wir versuchen, dass die Fahrer ihre Lkw, wo es machbar ist, mit nach Hause nehmen können, damit sie nicht erst mit dem privaten Pkw den Weg zur Spedition zurücklegen müssen.“ Einige Fahrzeuge hätten in Halberstadt bei anderen Firmen einen Stellplatz bekommen, damit sie direkt für die dort wohnenden Mitarbeiter zur Verfügung stehen und nicht täglich zur Arbeit nach Schwanebeck pendeln müssen. „Wir stecken eben nicht den Kopf in den Sand, sondern suchen und schaffen praktikable Lösungen um die Mehrkosten nicht ausufern zu lassen“, so Thomas Gerloff.

Text: Jörg Endries